Virtuelle Reise in das versunkene Berlin

In der Halle am Berghain in Berlin findet bis zum 26. September die Ausstellung „Berl-Berl“ statt: Auf neun Screens – darunter ein The Wall von Samsung – präsentiert der dänische Künstler Jakob Kudsk Steensen eine digitale Sumpflandschaft. Begleitet von mystischen Klängen tauchen Besucherinnen und Besucher in eine Welt voller Naturphänomene ein, die einst an der Stelle existierte, wo heute die deutsche Bundeshauptstadt steht.

Die Ausstellung „Berl-Berl“ verbindet Vergangenheit und Zukunft, indem sie ein längst vergessenes Feuchtgebiet mittels moderner Technologien wie The Wall wieder aufleben lässt.

Triglaw hält in dieser Welt alles zusammen – Himmel, Erde und Unterwelt. Der slawische Kriegs- und Stammesgott wird in der Sumpflandschaft von „Berl-Berl“ von einem großen Baum verkörpert, der sich aus den modrigen Tiefen emporstreckt und den Nebel durchbricht. Gemeinsam mit dem Wasser, dem Unterholz, den Pilzen, Amphibien und anderen Naturelementen formt er die Einheit einer Sumpflandschaft, die es so nicht mehr gibt – zumindest in der realen Welt: Das Feuchtgebiet entstand vor 10.000 Jahren und wurde im 18. Jahrhundert trockengelegt, um Platz zu schaffen – für eine wachsende Stadt, die heute die Hauptstadt von Deutschland ist: Berlin. Der dänische Künstler Jakob Kudsk Steensen lässt in der Ausstellung „Berl-Berl“ dieses Feuchtgebiet mit seinen Naturelementen und Bewohnern auferstehen – online und auf neun modernen Bild-Installationen wie dem MicroLED-Display The Wall von Samsung.

Bis zum 26. September zieht es in der Halle am Berghain Besucherinnen und Besucher in den Bann einer Welt, die bestimmt wird durch mystische Bilder und den sphärischen Klanginstallationen von Matt McCorkle und der Sängerin Arca. „Der Sound und die Displays sind die Fenster in eine neugeschaffene, digitale Welt“, erklärt Felix Thon, Leiter Marketing und Kommunikation der Berliner Kunstplattform LAS. „Wir zeigen einen Livestream, der ‚Berl-Berl‘ im Wandel von Tag und Nacht und den Jahreszeiten abbildet. Dafür bewegen sich neun virtuelle Kameras durch die virtuelle Sumpflandschaft, um dortige Szenen einzufangen und in die reale Welt zu übertragen. Gesteuert werden sie durch eine Künstliche Intelligenz. Jeder Screen wird anders bespielt; jede Szene für sich ist einmalig und wird kein zweites Mal gezeigt.“

Der Künstler Jakob Kudsk Steensen kombiniert mit seinen Installationen auf beeindruckende Weise einen Blick in die Vergangenheit mit dem Gang in eine virtuelle Welt der Zukunft. Diese Vereinbarkeit von scheinbar Widersprüchlichem drückt sich auch im Titel der Ausstellung aus – „Berl“ ist das altslawische Wort für Sumpf und zugleich der Ursprung des Namens Berlin – einer der modernsten Großstädte Europas.

Sumpf trifft moderne Technik

LAS ist Veranstalterin der Ausstellung „Berl-Berl“. Die 2016 von Jan Fischer und Bettina Kames ins Leben gerufene Kunstplattform verbindet Kunst, Technologie und Wissenschaft. „Raus aus dem Elitären, rein ins Inklusive, lautet unser Motto“, sagt Thon. „Wir wollen Kunst erlebbar und für möglichst viele Menschen zugänglich machen, damit relevante Themen sichtbarer werden.“ Diesem Credo folgend schafft LAS in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Kuratorinnen und Kuratoren über die Berliner Grenzen hinaus Ausstellungen, die auf neue Medien und moderne Technologien setzen.

Bei „Berl-Berl“ begrüßt gleich zu Beginn eine The Wall Installation von Samsung die Besucherinnen und Besucher. Der Screen setzt auf MicroLEDs: Leuchtdioden im Mikrometer-Bereich stellen Bilder hochauflösend und klar dar. Hohe Kontraste und leuchtende Farben ermöglichen ein immersives Seherlebnis. Hinzu kommt die Black Seal Technologie von Samsung: Ein Überzug über den Leuchtdioden verringert die Oberflächenreflexion und sorgt für ein tiefes Schwarz. „Wir sind alle mehr als begeistert, wenn wir die Bilder von Jakob auf The Wall sehen“, sagt Felix Thon. „Seine Kunst ist State of the Art. Damit deren ganze Immersion und Kraft zum Ausdruck kommt, muss sie auf hochauflösenden, leuchtstarken Displays gezeigt werden.“

Darüber hinaus stand das Technik-Team von EIDOTECH GmbH, welches sich auf die Präsentation von Werken der Video-, Film- und Multimediakunst spezialisiert hat, der Kuratorin Emma Enderby und LAS bei der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung zur Seite. Unterstützung beim Aufbau von The Wall erhielten sie vom System-Integrator und Samsung Partner MEDIATIV AG. Mittlerweile stellen die Experten von EIDOTECH GmbH sicher, dass es zu keinen technischen Komplikationen wie Ausfällen oder Pixelfehlern auf den einzelnen Displays kommt. „Das ist eine tolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir haben uns von Beginn an verstanden gefühlt“, sagt Felix Thon.

Zwei Jahre Vorlaufzeit

Insgesamt zwei Jahre lang hat Steensen die virtuelle Sumpflandschaft erschaffen. Um ein möglichst realistisches Bild zeichnen zu können, setzte er zunächst auf Feldforschung: Monatelang erkundete der Künstler die verbliebenen Berliner und Brandenburger Feuchtgebiete. Er erstellte Hunderte Fotos von Blättern, Schlammflecken und anderen wesentlichen Bestandteilen der Sumpflandschaft und kreierte mithilfe der Videospieleplattform Unreal Engine daraus 3D-Visualisierungen. Gemeinsam mit dem Museum für Naturkunde in Berlin wählte er aus deren umfangreichen Beständen und Archiven heimische Exemplare aus der Pflanzen- und Tierwelt aus, die es so kaum oder gar nicht mehr zu finden gibt. Die Sammlung an existierenden und vergessenen Objekten ergänzte Steensen durch eigene Kreationen. Entstanden ist ein virtuelles, aber doch augenscheinlich lebendiges Ökosystem. Die Aufforderung dahinter ist klar: Schätzt den Sumpf wert, denn seine natürliche Vielfalt und mystische Kraft sind einmalig.

In Berlin mag es zu spät sein, diese Naturschönheit abseits des virtuellen Raums wiederzubeleben. An anderen Orten in Deutschland gibt es sie aber noch. Um den Erhalt dieser Sumpflandschaften zu unterstützen, kompensiert LAS gemeinsam mit dem Kölner Start-up Planted den während der Ausstellung anfallenden CO2-Ausstoß durch Renaturierungsprojekte.

Wer es bis zum 26. September nicht persönlich in die Halle am Berghain zur Ausstellung „Berl-Berl“ schafft oder die Entwicklung der Sumpflandschaft über den Besuch hinaus verfolgen möchte, kann online in die virtuelle Welt eintauchen: https://berlberl.world/.

Über LAS
LAS ist eine Berliner Kunstplattform an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Wissenschaft. Mit experimentellen Projekten an unkonventionellen Orten, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum, erkundet LAS immer wieder innovative Formen der Ausstellungspraxis. In ihren Reflexionen über die Zukunft folgt LAS ihrem Leitmotiv Licht – ein Symbol, das für grenzüberschreitendes Denken, neues Wissen und Innovation steht.

Dafür realisiert LAS in enger Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern ortsspezifische Installationen und Interventionen, die einem breiten Publikum immersive Sinneserfahrungen ermöglichen. Der interdisziplinäre Zugang soll den Blick weiten – sowohl auf die Gegenwart als auch auf die Zukunft. Vor der Eröffnung eigener permanenter Räumlichkeiten verwirklicht LAS Pilotprojekte an ausgewählten Orten in Berlin und weltweit. Weitere Informationen: https://lightartspace.org/de.

Über EIDOTECH GmbH
EIDOTECH ist ein in Berlin ansässiges Unternehmen mit einer Niederlassung in Warschau und weltweit im Bereich der zeitbasierten Medienkunst tätig. 2005 gegründet, hat EIDOTECH seinen Tätigkeitsbereich in der Planung, Entwicklung und technischen Betreuung von Künstlern, Galerien, Museen und Biennalen stetig erweitert. Das Team von EIDOTECH bilden leidenschaftliche Spezialisten, wenn es um die Präsentation von Werken der Video-, Film- und Multimediakunst geht. Ihr Engagement und Commitment gilt künstlerischen Konzepten und Ideen sowie deren technischer Umsetzung. Deshalb arbeitet das Team nicht nur mit den neuesten Innovationen und Technologien, um zeitgemäße Lösungen anzubieten, sondern auch mit historischen Techniken, um sie im Sinne der Konservierung zu schützen und für die Zukunft zu erhalten.

Über Mediativ AG
Die Mediativ AG erfindet Digital Signage für jeden Kunden neu. Als System-Integratoren nutzt das Team technische Innovationen von heute und erstellt Konzepte für Hardware, entwickelt Software und versorgt Kunden mit Templates, Layouts, Kampagnen und UX-Oberflächen. Mit Sitz in Stuttgart bedient Mediativ AG große Teile des mitteleuropäischen Raums. Neben der Gestaltung von linearen und interaktiven Medien, dem technischen Innen-/Außendienst sowie einer eigenen Software-Schmiede, ist das kaufmännische Team ein Steckenpferd des Dienstleistungs-Portfolios. Als Anbieter einer in sich schlüssigen Produktpalette, vertrauen Kunden jeder Branche der Mediativ AG Aufträge jeder Größe an. Seit über 20 Jahren.

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